Dieser Artikel ist am 15.10.2019 in der Festschrift „Trees, Grasses & Crops – People and Plants in Sub-Saharan Africa and Beyond“ zu Ehren von Katharina Neumann in der Reihe „Frankfurter Archäologische Schriften“ (Nr. 87) erschienen. Das Buch kann beim Habelt-Verlag Bonn unter der ISBN 978-3-7749-4221-9 bestellt werden.
Ich danke den Herausgeberinnen Alexa Höhn und Barbara Eichhorn für die Möglichkeit, an dieser Festschrift mitwirken zu können.
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In west- und zentralafrikanischen Kultursedimenten können die Samen und Früchte u.a. von Pennisetum glaucum, Elaeis guineensis, Canarium schweinfurthii, Vitellaria paradoxa, Balanites aegyptiaca und Vigna unguiculata als verkohlte Reste nachgewiesen werden. Über ihre Nutzung in der Vergangenheit können nur Mutmaßungen angestellt werden, heute allerdings sind diese Arten als Nahrungspflanzen von Bedeutung und sollen deshalb als solche kurz in Wort und Bild vorgestellt werden.
Bei der archäobotanischen Untersuchung von archäologischen Fundstätten in West- und Zentralafrika spielen einige wenige Früchte und Samen eine besondere Rolle, die heute für die Nahrungsmittelgewinnung bedeutsam sind. Diese werden regelmäßig als Verkohlungsreste in den archäologischen Befunden entdeckt. Sie lassen Rückschlüsse auf die Pflanzennutzung früherer Gesellschaften zu, insbesondere auf den Anbau domestizierter Pflanzen zur Nahrungsgewinnung, aber auch auf Wildaufsammlungen. Einige dieser Pflanzen sind heute zudem als Viehfutter wertvoll. Solche archäobotanischen Funde geben auch Hinweise auf die klimatischen Bedingungen jener Zeit, an die sich natürlich die Vegetation anpasste und mit denen sie sich wandelte. Die Wahl der domestizierten Nahrungs- oder Futterpflanzen musste sich an den jeweiligen vorherrschenden Bedingungen orientieren. Die Eingriffe des Menschen durch Rodung, Pflanzenanbau und beginnende Viehwirtschaft spiegeln sich ebenfalls in den Funden, werden jedoch (vielleicht noch besser) durch die Methoden der Holzkohlebestimmung und der Pollen- und Phytolithanalyse aus Bodenproben in der Archäobotanik Afrikas ergänzt. Im Folgenden sollen die Früchte und Samen, die am häufigsten in afrikanischen archäobotanischen Befunden zu finden sind, anhand rezenter Exemplare fotografisch vorgestellt und ihre heutige Nutzung als Nahrungspflanze kurz beschrieben werden:
Eine Auswahl weiterer Nahrungspflanzen Afrikas, die heute zwar genutzt werden, aber kaum oder gar nicht in archäobotanischen Befunden auftauchen, wird ergänzend vorgestellt und abgebildet.
Als Makroreste aus archäologischen Befunden, die durch das Schlämmen oder Flotieren von Kultursedimenten gewonnen werden, liegen die Früchte und Samen vorwiegend in verkohltem Zustand und meistens als Bruchstücke vor. Die in den Fotos abgebildeten Samen, Früchte und Fruchtstände stammen zum größten Teil aus der Frucht- und Samen-Vergleichssammlung der Archäobotanik Afrikas. Diese Sammlung, die mehr als 3800 Belege von über 1200 Arten aus 160 Familien umfasst (Stand 2019), wird zur Bestimmung archäobotanischer Funde herangezogen. Von den heute als Nutzpflanzen geschätzten Arten stammen viele Belege von lokalen Märkten, besonders in Burkina Faso, Kamerun und Nigeria. Zu berücksichtigen ist, dass einige Nutzpflanzen (insbesondere unter den Getreidearten) heute größere Früchte hervorbringen als in der Vergangenheit und möglicherweise früher auch eine abweichende Nährstoffzusammensetzung aufwiesen. Auch andere Faktoren wie die Bodenqualität beeinflussen die Frucht.
Fotografiert wurde mit der Focus-Stacking-Methode unter Verwendung einer Pentax-DSLR-Kamera mit smc DFA 50 mm / 2,8 Makro-Objektiv mit entspiegelndem Solarisationsfilter oder einem Zhongyi Mitakon 20 mm f/2,0 Super Makro-Objektiv 4,5x bei Objekten, die kleiner als 5 mm groß sind. Die Objekte werden mit Streiflicht von 2 Hochvolt-Spiral-Kompaktleuchtstofflampen mit ca. 6000 Lumen und 5500 Kelvin vor schwarzem Hintergrund beleuchtet, so dass Struktur und Farbe möglichst naturgetreu wiedergegeben werden können. Die durchgängige Schärfe wird erzielt, indem jede einzelne Schärfeebene der Fotoobjekte von der vordersten bis zur hintersten am Reprostativ fotografiert wird. Aus diesen Einzelbildern entsteht ein Bilderstapel, der von einem speziellen Programm (Helicon Focus) zu einem scharfen Einzelbild verrechnet wird. Für kleine Objekte werden grundsätzlich mehr Einzelbilder benötigt als für große Objekte. Die Zahl der Einzelbilder schwankt deshalb etwa zwischen 5 und 70.
Die zu den Süßgräsern (Poaceae) gehörende Perlhirse wird schon seit 2500 v. Chr. (frühester Nachweis am Fundplatz Tilemsi Valley, Mali) in den heißen, trockeneren Gebieten Afrikas, insbesondere in der Sahelzone, angebaut. Sie ist regelmäßig in archäologischen Befunden enthalten. Gelegentlich werden verkohlte Karyopsen auch in zentralafrikanischen Proben gefunden. Die 1,7 mm bis teilweise über 4 mm großen Grasfrüchte werden zu Hirsebrei oder Mehl verarbeitet, das meistens in Form von Fladenbrot gegessen wird. Bier kann aus ihnen gebraut werden. Kinder essen die Samen gerne auch roh, da sie süßlich schmecken. Häufig werden die Samen vor der Weiterverarbeitung zu diversen Speisen milchsauer fermentiert. Perlhirse besitzt auch eine rituelle Bedeutung.
Nährstoffgehalt von heutiger Perlhirse (per 100 g):
Energie: 1583 kJ (378 kcal)
Kohlenhydrate: 73 g
Ballaststoffe: 8,5 g
Fett: 4,2 g
Protein: 11 g
Literatur: Kahlheber 2003; Andrews & Kumar 2006; Manning et al. 2011; Foodofy 2015.
Die heute weltweit in den Tropen als Ölfrucht angebaute, bis zu 30 Meter hohe Ölpalme stammt ursprünglich aus dem tropischen West- und Zentralafrika. Auf die Masse bezogen, bilden ihre Früchte in vielen archäobotanischen Proben aus der Regenwaldzone nach Holzkohle den größten Anteil. Tatsächlich sind pflanzliche Fette wichtige Energielieferanten vieler Jäger-Sammler-Gesellschaften der Tropen (JENIKE 2001). Heute ist die Ölpalme auch für die industrialisierte Welt der wichtigste Fett- und Öllieferant. Dies liegt nicht nur am hohen Ertrag, sondern auch an der besonderen Hitze- und Oxidationsstabilität des Öls. Dieses ist deshalb in der Lebensmittelindustrie zur Herstellung von Margarine, Backwaren und Süßwaren sowie im direkten Verbrauch (braten, frittieren) sehr geschätzt. Zwei Drittel des Ertrags werden jedoch nicht als Nahrungsmittel verwendet, sondern zur Herstellung von Reinigungsmitteln, Kosmetik, Kerzen und Biodiesel. Unterschieden wird das Palmöl bzw. Palmfett, das aus dem faserigen Fruchtfleisch gewonnen wird (Ölgehalt 45 bis 50 %), und das Palmkernöl, das aus den Samen gepresst wird (Ölgehalt 48 bis 52 %). Wegen des hohen Carotingehalts ist Palmöl – wie auch die reife Frucht – orange-rot. Ölpalmen bilden große Fruchtstände mit 3000 bis 6000 Steinfrüchten, die etwa 3 – 6 cm lang und oval sind. Jede Palme bildet durchschnittlich 12 – 18 Fruchtstände pro Jahr. Die Früchte sind reif, wenn sie sich leicht aus dem Verband lösen lassen.
Nährstoffgehalt von Elaeis guineensis (Frucht, per 100 g):
Energie: 3163,1 kJ (746 kcal)
Kohlenhydrate: 14,6 g
Ballaststoffe: 3,8 g
Fett: 81,9 g
Protein: 2,2 g
Literatur: Fischer 2003; Lim 2012.
Eine ebenfalls aus dem tropischen Westafrika stammende Ölfrucht, die nicht selten in archäobotanischen Proben über lange Zeiträume gefunden wird, ist das „Mupafu“ oder auch „African Elemi“, „Bullet Pear“ und „Black Olive“ genannte Canarium schweinfurthii. Die Steinfrüchte enthalten einen großen Samen, der von einem festen, olivgrünen Fruchtfleisch und einem schwarzen, bereiften Exocarp umgeben ist. Das ölige Fruchtfleisch kann roh oder in Wasser eingeweicht gegessen werden und dient manchmal als Gewürz. Es erinnert geschmacklich an Oliven. Die ebenfalls sehr ölhaltigen Samen können gepresst werden, das daraus gewonnene Fett ersetzt das ebenfalls als pflanzliche Butter eingesetzte Fett der Kariténüsse („Sheabutter“, Vitellaria paradoxa). Die Samen werden auch gekocht verzehrt.
Über die Verwendung als Nahrungsmittel hinaus werden die Samen heute auch als Halsschmuck verwendet. Das Endocarp dient geröstet, gemahlen und mit Hautöl oder Gel versetzt als Wundheilmittel. Aus den Wurzeln werden Wickel gegen Drüsenentzündungen hergestellt, gekochte und mit weiteren Kräutern versetzte Blätter sollen Husten lindern.
Aus dem Holzstamm von Canarium schweinfurthii wird außerdem das Harz Elemi gewonnen. Im alten Ägypten wurde Elemi zum Einbalsamieren verwendet, im Europa des 16. Jahrhunderts diente es als Räucher- und Wundmittel. Elemiharz wird allerdings von vielen verschiedenen Baumarten gewonnen. Heute wird es hauptsächlich in Lacken, Aquarellfarben und in der Parfümerie eingesetzt.
Nährstoffgehalt von Canarium schweinfurthii (Fruchtfleisch, per 100 g):
Kohlenhydrate: 3,85 g
Ballaststoffe: 16,37 g
Fett: 64,04 g
Protein: 6,39 g
Nährstoffgehalt von Canarium schweinfurthii (Samen, per 100 g):
Energie: 1812,26 kJ (433,14 kcal)
Kohlenhydrate: 17,24 g
Ballaststoffe: 3,19 g
Fett: 34,83 g
Protein: 12,67 g
Literatur: Fern, K. 2014; Nyam et al. 2014; Ayoade et al. 2017.
Die Früchte des Karitébaums sind bei Reife grüne Beeren, deren Fruchtfleisch als Nahrungsmittel dient. Aus den Kernen („Kariténüsse“) wird die bekannte Sheabutter gewonnen, die nicht nur für die Kosmetikindustrie wertvoll ist, sondern auch ein gutes und in Afrika viel genutztes Speisefett darstellt. Exportiert wird raffiniertes Fett, obwohl dieses auch in unverarbeitetem Zustand lange haltbar ist. Außerhalb Afrikas dient Sheabutter in der Lebensmittelindustrie gelegentlich als Ersatz für Kakaobutter in Schokolade und als Speisefett in Brühwürfeln anstelle von Palmfett. Die Inhaltsstoffe der Früchte variieren stark und hängen ab von den Standortbedingungen. Der Karitébaum kommt in den Savannen der Sudanzone natürlich vor und wird als wertvoller Nahrungslieferant von Rodungen verschont. Dadurch entstehen aus diesen Bäumen bestehende Kulturbaumparks.
Nährstoffgehalt von Vitellaria paradoxa (Fruchtfleisch, per 100 g):
Energie: 324,68- 373,21 kJ (77,6-89,2 kcal)
Kohlenhydrate: 12,6-19,4 g
Ballaststoffe: 10-15 g
Fett: 1,5-3,5 g
Protein: 3,1-4,2 g
Literatur: Sieglstetter 2003; Okullo et al. 2010.
Eine weitere Ölfrucht ist die „Wüstendattel“ genannte Steinfrucht des Zachunbaums, deren reichhaltigen Kerne als Nahrungsmittel im Vordergrund stehen. Die Bioverfügbarkeit der enthaltenen Nährstoffe kann durch Garen gesteigert werden, doch sind die Kerne roh ebenfalls essbar, nur bitterer. Durch Pressen kann aus den Kernen Balanites-Öl gewonnen werden. Auch das bittersüß schmeckende Fruchtfleisch, das den sehr harten, faserigen Kern umgibt, ist essbar und enthält viel Zucker. Die Blätter dieses Baums werden zu einer Art Spinat verarbeitet. Kerne, Blätter und andere Pflanzenteile des Zachunbaums finden jedoch auch volksmedizinische Anwendung gegen zahlreiche Krankheiten bei Mensch und Vieh.
Nährstoffgehalt der Wüstendattel (Kern, per 100 g):
Energie: 1431,76-1482,14kJ (342,2- 354,24 kcal)
Kohlenhydrate: 12,56 g
Fett: 48,82 g
Protein: 35,26 g
Nährstoffgehalt der Wüstendattel (Pulpe, per 100 g):
Energie: 888,05 kJ (212,25 kcal)
Kohlenhydrate: 42,6 g
Fett: 0,41 g
Protein: 9,06 g
Literatur: Samuel et al. 1997; Chothani & Vaghasiya 2011; Krist 2013; Sagna et al. 2014; Feyssa et al. 2015.
Die Kuh- oder Augenbohne wird heute vielfältig als Nahrungspflanze genutzt: als Sprossen-, Blatt- und Hülsengemüse sowie als Hülsenfrüchte, da ihre reifen Samen, die gelegentlich als verkohlte Makroreste in Schlämmproben gefunden werden, eine wertvolle Proteinquelle abgeben. Wie bei vielen andere Bohnen auch, sind reife Samen nur gegart essbar. Im heutigen Kamerun sind Augenbohnen die Grundlage eines weit verbreiteten Snacks namens „Koki (de Niébé)“, für den gekochte und zerstampfte Bohnen mit Chilis oder Gemüsepaprika, Palmöl und Salz in Bananenblätter gewickelt und gedämpft werden. Das Laub der Pflanzen dient auch als hochwertiges Tierfutter. Diese vermutlich aus Westafrika stammende und dort seit langer Zeit genutzte Nahrungspflanze wird heute nahezu weltweit in tropischen und subtropischen Gebieten angebaut. Es werden 4 Unterarten unterschieden: Vigna unguiculata subsp. dekindtiana (Wildform), Vigna unguiculata subsp. unguiculata (kultivierte Augenbohne), Vigna unguiculata subsp. cylindrica (Catjang- oder Angolabohne) und Vigna unguiculata subsp. sesquipedalis (die wie die Hülsen der Buschbohne als Schotengemüse verwendete Spargelbohne).
Nährstoffgehalt der Augenbohne (reife Samen, Catjang-Unterart, Sorte ‚Biflora‘, per 100 g):
Energie: 1435 kJ (343 kcal)
Kohlenhydrate: 59,64 g
Ballaststoffe: 10,7 g
Fett: 2,07 g
Protein: 23,85 g
Literatur: Ogunkanmi et al. 2006; Lim 2012.
Während die heute in Afrika oft angebaute Erdnuss (Arachis hypogaea L.) aus Südamerika (Anden) stammt, ist die Bambara-Erdnuss genannte Vigna subterranea in Westafrika heimisch. Die Früchte sind der Erdnuss nicht unähnlich und wachsen wie diese als Anpassung an Buschfeuer unterirdisch, jedoch ist das Perikarp dicker, die Samen sind recht groß, rund und farblich sehr variabel. Auch können die unreifen Hülsenfrüchte als Gemüse gegessen werden. Die Samen dagegen werden zu Mehl gemahlen, gekocht oder geröstet, es kann eine Pflanzenmilch mit Ähnlichkeit zu Sojamilch aus ihnen hergestellt werden.
Nährstoffgehalt der Bambara-Erdnuss (Samen, per 100 g):
Energie: 1676 – 1725,73 kJ (400,2 – 412,18 kcal)
Kohlenhydrate: 65,82 – 68,74 g
Fett: 6,02 – 6,57 g
Protein: 20,00 – 20,49 g
Literatur: Ijarotimi & Esho 2009.
Die Basis menschlicher Ernährung bilden aufgrund der hohen Energieverfügbarkeit und guten Lagerfähigkeit stärkeliefernde Pflanzenteile, weshalb stärkereiche Samen von Süßgräsern („Getreide“), aber auch Knollen und Wurzeln mit hoher Wahrscheinlichkeit schon früher von großer Bedeutung waren. Samen oder holzige Fruchtbestandteile (z.B. die Rachis bei Ähren) bleiben meistens gut über Verkohlung in Sedimenten erhalten. Eigene Verkohlungsversuche zeigten allerdings auch, dass Samen manchmal zum „Schmelzen“ neigen. Die folgende Auswahl einheimischer Gräser wurde anhand heute noch bestehender Bedeutung als Nahrungsmittel (größtenteils jedoch nur in Notzeiten) getroffen.
In manchen Regionen dient sie als Grundnahrungsmittel. Unreife Früchte sind durch den Gehalt von Cyaniden giftig. Das Gift kann über Fermentation abgebaut werden. Die Nutzungsmöglichkeiten gleichen denen von Pennisetum glaucum. Zusätzlich werden manchmal die Stängel der bis zu 5 m großen Pflanze gegessen, ein süßer Sirup kann aus den reifen Samen hergestellt werden. In Äthiopien kann Sorghumhirse Bestandteil einer einheimischen Biersorte sein („Tella“, siehe hierzu auch Eragrostis tef).
Nutzung in Notzeiten. Die Karyopsen können roh, gekocht (Brei) oder gemahlen und zu Gebäck verarbeitet konsumiert werden.
Wie B. reflexa.
Nutzung in Notzeiten. Geröstet und zu Mehl gemahlen, werden die ca. 0,7 mm kleinen Samen zu dünner Mehlsuppe oder Fladen verarbeitet.
Von manchen Volksgruppen Westafrikas als Grundnahrungsmittel hochgeschätzt. Gepoppt, gekocht oder gemahlen wird es schließlich zu Brot, Grütze und von den Hausa zu „wusu-wusu“, einer Art Couscous, verarbeitet. Außerdem unfermentiert als „tuwo acha“ und fermentiert zu „kunu acha“ (beides „Fonioporridge“). Im Norden Togos brauen die Lamba ein Bier namens „tchapalo“ aus Fonio. Das Stroh dient als Tierfutter. Fonio wird auch außerhalb Afrikas als Nahrungsmittel genutzt, z.B. in der Dominikanischen Republik.
Heute vor allem in Indien verbreitet und genutzt, die ursprüngliche Herkunft wird aber in Afrika vermutet. Die Nutzung ähnelt weitgehend der von P. glaucum. E. coracana kann gut zu einem Sauerteig fermentiert und schließlich zu Sauerteigbrot verarbeitet werden. Es enthält mehr Protein, Fett und Mineralien als die meisten anderen Getreidesorten. Es ist gut lagerfähig (bis 50 Jahre) und soll sogar seine Qualität durch längere Lagerung steigern.
Hoher Gehalt an Proteinen und Fetten. Wichtiges Grundnahrungsmittel für manche Nomaden. Roh und gegart als Brei und zu Brot verarbeitet essbar.
Nutzung wie C. biflorus.
In Äthiopien hauptsächlich zur Herstellung des durch Milchsäurevergärung leicht säuerlich schmeckenden Fladenbrots „Injera“ genutzt (teils werden andere Getreidemehle untergemischt), das dort ein Grundnahrungsmittel ist. Die ungesäuerte Brotvariante heißt „Kitta“. Auch Grütze („Atmit“ oder „Muk“) oder Bier („Tella“), oft mit Sorghumhirse gemischt) werden aus Teff hergestellt. Der monatliche Verbrauch einer Familie von E. tef liegt bei etwa einem Zentner. Das Stroh wird als Tierfutter genutzt.
Häufig nur als Notnahrung angesehen, wird es dennoch in großen Mengen wild gesammelt. Die Körner werden gegart konsumiert.
In manchen Regionen ein Grundnahrungsmittel, wird üblicherweise gekocht.
Sehr nahrhaft und leicht verdaulich. Gekocht als Hirsebrei oder gemahlen und zu Gebäck weiterverarbeitet. Aus fermentierten Körnern wird eine Art Tempeh hergestellt. Gekeimt als Sprossengemüse essbar.
Nutzung in Notzeiten.
Nutzung in Notzeiten. Die Samen können gepoppt, gekocht als Grütze und geröstet oder getrocknet zu Mehl und Gebäck weiterverarbeitet werden.
Stärkehaltige Knollen und Wurzeln können fast nur über Stärke- und Lipidreste in Kochtöpfen nachgewiesen werden, eine Bestimmung bis zur Artebene ist alleine mit diesen aber mindestens schwierig. Dass die großen, nahrhaften Rhizome von z.B. Yams (Dioscorea sp.) auch in früheren Kulturen ein wichtiger Teil menschlicher Ernährung gewesen sein müssen, ist zwar anzunehmen, aber nur schwer nachzuweisen. Gleiches gilt für viele essbare Früchte und Blätter.
An den oberirdischen Pflanzenteilen wachsende, große Knollen können gegart gegessen werden. Nicht-kultivierte Arten enthalten Giftstoffe, die durch mehrfaches Auswaschen oder Kochen weitgehend unschädlich gemacht werden können.
Die riesigen Speicherknollen (bis 26 kg schwer) gehören heute zu den am häufigsten angebauten Nutzpflanzen in Afrika. Sie werden meistens gekocht und zu „Fufu“ verarbeitet.
Diese Speicherknollen des Zyperngrases können roh oder geröstet gegessen werden. Sie werden auch gemahlen und Gebäck zugegeben. In Nigeria wird Kunnu (ein Bier) aus Erdmandeln hergestellt. Außerhalb Afrikas, in Spanien, werden diese traditionell zu Erdmandelmilch („Horchata de chufa“) verarbeitet.
Literatur: Burkill 1985-2000; Ogbuagu 2008; Fern 2014.
Frische Früchte können durch Trocknung, Fermentation und andere Prozesse oftmals haltbar gemacht und gelagert werden. Viele dienen – insbesondere wenn frisch verzehrt – als Vitaminlieferanten, doch sind manche ebenso gute Energielieferanten wie Samen und Knollen. Einige werden aufgrund ihres starken Aromas als Gewürz genutzt. „Würzende“ Inhaltsstoffe haben im Allgemeinen oft auch medizinische Bedeutung, meistens wirken sie sich positiv auf die Verdauung aus (z.B. der in Deutschland häufig genutzte Echte Kümmel, oft in Kombination mit blähenden Lebensmitteln wie Kohl).
Frischverzehr der Frucht, Samen als Gewürz („Paradieskörner“)
Das süße, faserige Fruchtfleisch sowie das Endosperm unreifer Kerne sind essbar. Weiterhin wird aus dem Blutungssaft männlicher Blüten und aus dem Stamm ein süßes, bald durch natürliche Gärung alkoholisches Getränk (Palmwein) gewonnen. Sprossen sind ebenfalls essbar. (Ausführliche Informationen zu Palmyrapalmen im Artikel „Die Borassus-Palmen: Toddy und vieles mehr„)
Sehr reich an Fett, ähnlich einer Avocado. Die Frucht schmeckt frisch etwas adstringierend. Gekocht ist das Fruchtfleisch von buttriger Konsistenz und erinnert geschmacklich an Oliven.
Pulpe frisch oder eingeweicht essbar und zur Herstellung von Getränken genutzt, die Blätter sind Teil des Gerichts „Domoda“ in Ghana.
Fermentierte Samen als Gewürz „Soumbala“ in Suppen und Soßen, die süße Pulpe zur Herstellung von Getränken. Schattenbaum für andere Nutzpflanzen.
Frischverzehr der süßen Pulpe.
Andrews, D.J. & Kumar, K.A. 2006. Pennisetum glaucum (L.) R.Br. In: Brink, M. & Belay, G. (eds.), PROTA (Plant Resources of Tropical Africa / Ressources végétales de l’Afrique tropicale), Wageningen, Netherlands. Zugegriffen 11.12.2018. (Link)
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