Blog, Kunst und Literatur / 04 Nov 2015
Messerblau, Ziegelrot und Föhngelb – Farbe in der Literatur (II)

Was in der Fotografie simpel erscheint, ist in der Literatur eine Herausforderung: eine Vorstellung von Farbigkeit zu vermitteln. Ein Bild geht direkt an die optische Wahrnehmung, während Sprache die Vorstellungskraft anregen und lenken muss, um schließlich ein eigenes Bild zu erschaffen. Die erste Liste zeigte, wie allgemein bekannte Pflanzen dazu dienen können, in der schönen Literatur und in wissenschaftlichen Texten Farbeindrücke recht präzise und anschaulich zu vermitteln. Doch was ist, wenn Gelb-, Rot- und Grüntöne ohne diese Vorbilder beschrieben werden sollen? Wenn Mineralien (Jadegrün), Tiere (Rabenblau) oder Kulturprodukte (Chinaseidengelb) Pate stehen müssen, oder Farben nach der geographischen Herkunft von Farbpigmenten (Ägyptisch Blau) benannt werden?

Besonders außerhalb der Sachliteratur scheinen Autoren und Autorinnen metaphorische Grenzen ausloten zu wollen. Und dann stellt man sich beim Lesen plötzlich solche Fragen: Welche Farbe hat eigentlich Porzellan? Wie wohl die meisten Menschen würde ich spontan „weiß“ antworten, aber sicher nicht „blau“, so wie Burroughs in „Naked lunch“. Ich müsste mir ein weißes Porzellanservice bei schlechten Lichtverhältnissen vorstellen (vielleicht zur „blauen Stunde“), und würde dann zu einem kühlen, blassen Blauton kommen, den man wie Burroughs „porzellanblau“ nennen könnte. Diese Farbverschiebung durch die Lichttemperatur vermuteten wohl auch viele Menschen, die im Februar 2015 über die wahre Farbe eines Kleides stritten, das auf einem schlechten Foto zu sehen war. (Hier zeigte sich, wie unpräzise auch die Fotografie beim Vermitteln von Farbigkeit sein kann, und auch, welche Rolle der Verstand dabei spielt, Farbe zu erkennen.) Warum Burroughs seinen Blauton jedenfalls mit „porzellan“ treffend beschrieben glaubt, erscheint im Kontext klarer: „(…) draußen der porzellanblaue Nordhimmel mit treibenden Wolkenfetzen (…).“ Dieses Bild vor Augen, könnte Porzellanblau als ein glänzendes, vielleicht perlmuttartig schimmerndes Blau gedacht sein, ein stetes Wechseln und Ineinanderfließen nicht eines einzelnen, sondern verschiedener Blautöne. So mag Porzellanblau auch für manches Gewässer oder bestimmte Vogelfedern und Schmetterlinge eine geeignete Farbbeschreibung sein. Es gibt übrigens auch eine Pflanze, deren Früchte Porcelain Berry genannt werden, nämlich die der Gattung Ampelopsis. Sie zeigen je nach Reifegrad verschiedene, ineinander übergehende Blautöne, die ich mit jadegrün über türkisblau bis rotviolett beschreiben würde. Dabei wirken sie wie von einer Glasur überzogen.

Manche experimentell erscheinende Farbmetaphern transportieren jedoch weit mehr als nur eine bestimmte Farbigkeit. Wenn Papini in „Ein erledigter Mensch“ schreibt: „Man sieht sofort, daß jene Augen nichts vom Blau des Himmels haben. Sie sind wolkengrau,“ dann ist sofort klar, dass es weniger um die Augenfarbe geht, als vielmehr um den Gemütszustand eines Menschen. Ebenso das häufig für den Himmel oder die Augenfarbe verwendete „Stahlblau“ (oder gar „Messerblau“), das eine Situation oder die Gefühlslage einer Person als hart, schwer und kalt beschreiben soll. Doch es geht auch kreativer: Celan beschreibt „das Haus des Vergessens“ mit „schimmelgrün“ (Liste 1), um den Aspekt des Vergänglichen zu betonen. Und wenn Poe in „Metzengerstein“ von schwanenweißen Damen erzählt, dann um sie als vornehm und elegant zu charakterisieren: „(…) dort üppige, schwanenweiße Damen aus längst vergangenen Tagen, Frauen, die sich, wie zu den Klängen einer Melodie, in den seltsamen Windungen eines phantastischen Tanzes drehten.“

Die meisten Farbbezeichnungen sind jedoch weniger expressionistisch und vieldeutig, und immer noch an recht eindeutige Farberscheinungen aus Natur und Kultur geknüpft, z.B. Erdbraun, Kalkweiß, Asphaltgrau und Rostrot. Scheinbare Ausnahmen der in dieser Liste geltenden „ohne Pflanzenbezug“-Regel wie „Kaffeebraun“ sind hier trotzdem zu finden, weil sie sich auf Produkte aus Pflanzen beziehen; eine unverarbeitete Kaffeebohne ist beige, die Früchte sind rot oder gelb. Erst der geröstete Kaffee und das daraus hergestellte Getränk sind schwarz bzw. dunkelbraun. Auch für aus Pflanzen gewonnene Farbstoffe wie Resedagrün (eigentlich gelb) und Hennarot, sowie andere Verarbeitungsprodukte (Zuckerweiß, Weinrot) gilt diese „Ausnahme“. Warum „Samengrau“ in dieser Liste steht und nicht in der ersten, botanischen, wird im Kontext deutlich.

So wie bereits die erste Liste verdanke ich auch die untenstehende zahlreichen Hinweisen des Aphoristikers Sin Leqe-Unnini.

Blau

Basaltblau

Eine Kuppel hob sich traumhaft in die basaltblaue Seide des Himmels (…).
(von Stockhausen, Die Lichterstadt)

Dragonerblau

Ein dragonerblauer Mantel mit grauem Krimmer drauf gab ihrem Gesicht noch diese Folie: Haupt des Eros vor der Idylle der griechischen Inseln.
(Koeppen, Eine unglückliche Liebe)

Himmelblau

(…) um jeden Hügel und jeden Stein schlingen sich die blankblättrigen Ranken der sanften Vinca, der Lieblingsblume Rousseaus, so himmelblau wie ein Himmel noch niemals blaute.
(Jacobsen, Niels Lyhne)

Lehmblau

Im Vordergrund eine einzelne Gestalt, lehmblau in ihrem eigenen Schatten, dahinter Heideerde, Heide oder Campagna, am Horizont der rotgelbe Schein einer untergegangenen Sonne.
(Jacobsen, Niels Lyhne)

Messerblau

(…) ich war allein – mit dem Himmel, so messerblau (…)
(von der Wense, Brief 18.2.1955)

Morgendunstblau

Sah ich zu Beginn des Versuchs auf ein weisses Blatt, so wurde es morgendunstblau, hernach himmelrötlich. Zuletzt und beherrschend blieb mauve.
(Jaeckle, Dichter und Droge)

Nachtblau

(…) wieder in die reine Frühe seines Morgentraumes über dem nachtblauen Reich mit den kristallnen Achsen.
(Sir Galahad, Die Kegelschnitte Gottes)

Nilblau

Wenn ich dich wiegen darf und falten
In einem nilblauen Wind.
(Kolmar, Weide)

Porzellanblau

(…) draußen der porzellanblaue Nordhimmel mit treibenden Wolkenfetzen (…).
(Burroughs, Naked lunch)

Rabenblau

(…) unter den rabenblauen Lidstrichen (…).
(Colette, Meine Lehrjahre)

Rauchblau

Die Schatten in den Ecken und unter der Lampe wurden rauchblau.
(Jaeckle, Dichter und Droge)

Saphirblau

(…) asiatische Weindrosseln mit saphirblauem Gefieder (…).
(Villiers de l’Isle-Adam, Der Verkünder)

Stahlblau

Und ein winziger reglos hockender Frosch, der aus grüner Bronze geformt ist.
Und eine Seejungfer, stahlblau mit gläsernen Flügeln, sirrt dahin. Mich fröstelt…
(Kolmar, Garten im Sommer)

Türkisblau

Wir fuhren in den feuchten Abend hinein, der von blauvioletten Flüssen durchzogen, von Luftbrücken purpurroter Wolken überquert, von grünen Seen inmitten türkisblauer Wälder durchsetzt war.
(Malaparte, Kaputt)

Braun

Bronzebraun

Das Gold und Glühen des Sonnenunterganges wurde durch die Bäume des Gartens versteckt, nur an einer einzigen Stelle öffnete sich ein brandroter Fleck zwischen den Stämmen und ließ eine Sonne von tiefgoldenen, sprühenden Strahlen grüne Farben und einen bronzebraunen Widerschein in der dunklen Laubmasse wecken.
(Jacobsen, Niels Lyhne)

Kaffeebraun

Die dort, flüsterst du mir diskret zu, die dort mit den Perlenpagoden in den Ohren, war die reine Flamme, die das Leben eines unsrer Staatsmänner erhellt hat; nun, seit er gestorben ist, sieht sie Geister, sagt die Zukunft voraus und hat einen kaffeebraunen Jüngling adoptiert, den sie Messias nennt.
(Woolf, Die Wellen)

Nachtbraun

Aus eigenem Herzen geboren
Nie besessen, dennoch verloren.
Ihr Aug ist blau,
nachtbraun ihr lockicht Haar (…).
(Storm, Junge Liebe)

Rostbraun

(…) den sandigen Pfad hinab in eine kleine Kiefernallee. Der Boden ist von rostbraunen Nadeln bedeckt – große Felsblöcke versperren den von Manukas überwachsenen Weg.
(Mansfield, Tagebuch 1907)

Sepiabraun

Keine Kontur, kein Schatten; alles umzogen
von Flimmerhärchen,
sepiabraun.
(Bossong, Am Wall)

Stahlbraun

Die Grasmücke ist eben kein schöner Vogel, sie ist stahlbraun mit gelber Brust; aber um so angenehmer ist ihr Gesang ; er hat viel Ähnlichkeit mit dem Gesange der Nachtigall.
(Wenzel, Die Liebe unter den Tieren)

Terrakottbraun

Die schwatzende Gruppe der Ziegenhirten mit ihren terrakottbraunen Gesichtern, mit vom Schwefelstaub vergoldeten Haaren, war am Strand geblieben (…).
(Malaparte, Scirocco über der Insel)

Torfbraun

Ein Fußsteig führte nach links zum Bahndamm, (…) über die torfbraunen Schwellen.
(Schmidt, Schwarze Spiegel)

Gelb

Chinaseidengelb

(…) denn Gott wollte es nicht, daß chinaseidengelbe Gasbälle vor seinen Zeichen in der Luft schwebten (…).
(Koeppen, Eine unglückliche Liebe)

Chromgelb

(…) ich sehe durch die Schießscharte den Widerschein von Berlin…bestimmt Phosphorbrände…chromgelb
(Céline, Norden)

Elfenbeingelb

Sie trug ein Kleid aus elfenbeingelber Seide, und diese lebensechte Farbe nahm im Widerschein des Mondes die dunkle Blässe alten Marmors an.
(Malaparte, Die Haut)

Föhngelb

Als wir wegfuhren, brachen föhngelbe Lücken durch den bleiernen Schneehimmel.
(Jaeckle, Dichter und Droge)

Goldgelb

Er glich einer üppigen blühenden goldgelben Wiese, die dampfend mit dem Geruch des Paarens den Himmel füllt.
(Jahnn, Perrudja)

Kadmiumgelb

Doch das herrliche Bild, durch die Fensterzarge wie von einem Rahmen eingefasst, wurde bisweilen mit der Regelmäßigkeit eines Pendels durch das Gewehr der Schildwache überschattet, dessen blankblitzendes Bajonett das Gemälde in der Mitte zerschnitt und gerade unter einem mit den schönsten zinnobergrünen und kadmiumgelben Napoleonbirnen behangenen Baum wendete.
(Strindberg, Gewissensqualen)

Messinggelb

Es fiel mir auf, dass die früher kohlschwarzen Haare und die einst so frische blühende Haut der früheren Geliebten meines Vaters messinggelbe Flecke hatten, wie sie die Arbeiterinnen in den Munitionsfabriken bekamen, die mit dem Einfüllen von nitroglyzerinhaltigen Explosivstoffen zu tun hatten. So waren die Spuren des Krieges bis hierher zu sehen.
(Weiss, Der Augenzeuge)

Schwefelgelb

(…) das grüne Licht floss über sie hinweg, die schwefelgelben Schmetterlinge flogen an ihnen vorbei durch die Bäume (…).
(Godden, Schwarzer Narziss)
(…) schwefelgelb vom Staub der Banjanblüten (…).
(Sir Galahad, Die Kegelschnitte Gottes)

Wespengelb

Ich bin schon halb vergangen,
Das Auge wird mir dumm,
Auf den wespengelben Stoppeln
Geht ein Gestorbener um.
(Wilhelm Lehmann, Leiser Herbstwind)

Grau

Aschgrau

Über irgendeinen aschgrauen Schmetterling gebeugt, erzählte der Alte unter seinem grünem Schirm hervor gemächlich vom Schwalbenschwanz – von diesem ungewöhnlichen, unbegreifbaren Schmetterling: »blau auf gelb, und scharlachrot am Körper.
(Remisow, Gang auf den Simsen)
Und nun sah sie mit einemmal die Gipfel des Himalaja in ihrer ganzen Weite hervortreten – aschgrau und orangefarben und von einem köstlichen chinesischen Rosa, tiefer im Osten, blasser im Westen.
(Godden, Schwarzer Narziß)

Asphaltgrau

Der Himmel, der sich wie eine ungeheure Milchglocke über der Dobiudscha spannte, war mit einer asphaltgrauen Wolkenschicht verhängt, die nicht einmal der Sturm zu zerreißen vermochte.
(von Ardenne, Illustrierte Geschichte des Weltkrieges)

Eisgrau

Er spält sich in grobe Tafeln, braust mit Säuren auf, hat eine braune Farbe, und gibt eine eisgraue Schrift.
(Linné, Vollständiges Natursystem des Mineralreiches)

Elefantengrau

Im Hof noch Riesenstämme, elefantengrau, Buchen zumeist, von 80 bis 100 cm Durchmesser: schade um die schönen Bäume.
(Schmidt, Schwarze Spiegel)

Eselgrau

Eselgrau paßten die Bahnsteige unter ihr mageres Gedach bis dicht an die faden Mietshäuser: das also ist der Göttinger Hauptbahnhof.
(Schmidt, Die Umsiedler)

Flohgrau

(…) die Schöße seiner beeindruckenden Hausjacke flatterten entlang der flohgrauen Hosen (…).
(d’Annunzio, Der Kamerad mit den wimpernlosen Augen)

Mondgrau

under the moongrey nettles, the black mould
and muttering rain
(Joyce, She weeps over Rahoon)

Protoplasmagrau

Pappe: rosa Stranggewebe auf Protoplasmagrau; nicht ohne Zellkerne.
(Schmidt, Das steinerne Herz)

Regengrau

Auf der Fahrt nach Waiotapu. In der Ferne die Berge; zur Rechten fast violett; zur Linken regengrau.
(Mansfield, Tagebuch 1907)

Samengrau

Auch darf offenbart werden, dass die Schlange nur die Hülse eines Taubenschwarms ist; wenn die Schlange stirbt, werden große Wolken samengrauer Tauben herausflattern und der Welt die Friedensbotschaft bringen.
(Kerouac, On the road)

Schiefergrau

Da ist der Graben mit dem schiefergrauen Wasser darin, das wie Lauge durch Asche geflossen zu sein scheint; und zwischen dem Graben und der spärlichen Hecke verläuft der Weg; und hin und wieder verbreitet sich in der Luft der moschusartige Geruch eines Insekts mit riesigen Fühlern, das wir Moschusbock nennen.
(d’Annunzio, Der Kamerad mit den wimpernlosen Augen)

Silbergrau

Der Wind verfing sich lachend in den Baumwipfeln, streifte über die Lichtung, berührte nur selten das Wasser. Die Hütchen der rötlichen Blätterpilze sprengten die leichte silbergraue Humuserde, den Nährboden des Heidekrauts.
(Colette, Der Hauptmann)

Steingrau

Die Totenmaske des Mondes hing immer noch am steingrauen Himmel.
(Schmidt, Aus dem Leben eines Fauns)
Genau so kleiden sich die alten Krebse, die uralten, steingrauen Hummer in Kalk und träumen unter ihrem fast unverwundbaren »Wall«.
(Colette, Meine Lehrjahre)

Wolkengrau

Man sieht sofort, daß jene Augen nichts vom Blau des Himmels haben. Sie sind wolkengrau.
(Papini, Ein erledigter Mensch)

Grün

Bronzegrün

Auf der anderen Seite war der Himmel vom Sonnenuntergang überstrahlt, hellgelb und bronzegrün, und in dem unglaublichen Wolkenton von dichtem Mauve.
(Mansfield, Tagebuch 1907)

Flaschengrün

Da steht die sehr kräftige flaschengrüne Lokomotive ohne Hals, ganz Rücken und Schenkel, und atmet Dampf aus.
(Woolf, Die Wellen)
Dabei begegnete ich dem Blick von zwei
flaschengrünen Augen, die mich unter zuckender Stirn her ansahen.
(Joyce, Eine Begegnung)

Jadegrün

Am andern Ende, vor der Mauer, ragte ein hoher, schlanker Birnbaum in vollster, üppigster Blüte auf; vollkommen still stand er da und hob sich vom jadegrünen Himmel ab.
(Mansfield, Glück)

Kupfergrün

(…) denn in diesem trüben Gräberlicht der Verwesung und schimmligen Kupfergrüns flackerten seine kranken Fieberträume.
(Przybyszewski, Androgyne)

Malachitgrün

Die Felder des Schachbretts sind malachitgrün und bräunlich und zeigen in ihrer Gesamtheit den nördlichen Sternhimmel in feuervergoldetem Email.
(Deutsche Schachzeitung 1932, Ein Himmelsschachspiel)

Meergrün

Beim Sciroccohimmel, bei den purpurnen Sonnenuntergängen waren die schönsten meergrünen Schatten zu sehen, denen ich um so mehr Aufmerksamkeit schenkte, als ich schon in der ersten Jugend bei frühem Studieren, wenn der Tag gegen das angezündete Licht heranwuchs, diesem Phänomen meine Bewunderung nicht entziehen konnte.
(Goethe, Farbenlehre (historischer Teil))

Modergrün

(…) wo Diaghilews Schüler Massine einen alten wellen- und windgepeitschten Turm besitzt, der nur von einem stummen, verlassenen Pleyel mit modergrüner Tastatur bewohnt wird.
(Malaparte, Die Haut)

Nephritgrün

Wo der Fluß im »Tal der nephritgrünen Wolke« sanft geworden, erwarteten sie die Fähre.
(Sir Galahad, Die Kegelschnitte Gottes)

Perlgrün

Die Felsen dieser Baronie bestehen aus Glimmerschiefer verschiedener Qualität. Die Farbe ist meist aschgrau und graulichgrün, glänzend und sehr dünnschieferig. Er ist durchsetzt, besonders in der Nachbarschaft von Lifford, von breiten Adern perlgrünen Quarzes, und fleischrothen Feldspathes , ins Röthlichgelbe übergehend.
(Giesecke, Mineralogische Wanderungen in der Grafschaft Donegal (Irland))

Resedagrün

Er lehrte in einem großen, langen Raum, der allenthalben – an Türen, Wänden und Fensterrahmen – in einer grauen Schattierung von Resedagrün gestrichen war.
(Mansfield, Tagebuch 1916)

Schlammgrün

Innerhalb einer Woche war der Auswuchs mehr als fingerlang und -dick geworden, vorn verheißungsvoll geschwollen, die weichen schlammgrünen Schuppen dehnten sich prächtig schwanger (…).
(Schmidt, Der Tag der Kaktusblüte)

Schneckengrün

(…) Louis betrachtet die Wand gegenüber mit schneckengrünen Augen (…).
(Woolf, Die Wellen)

Smaragdgrün

Seine smaragdgrünen Ufer rundeten sich mehr, als dass sie abfielen, in den klaren Widerschein des Himmels unten; und so klar war dieser Wasserhimmel, so vollständig spiegelte er alle Dinge wider, dass es schwer war, zu unterscheiden, wo die grüne, wirkliche Uferbank aufhörte und ihr Spiegelbild begann.
(Poe, Landors Landhaus)
Im Vordergrund smaragdgrüne Rasenflächen mit himmelhohen Eichen, und in ihrem freundlichen Schatten ein Durcheinander von Damen und Herren und Sonnenschirmen und kleinen Tischen.
(Mansfield, Millie)

Zeisiggrün

Er war erstaunt, als am nächsten Morgen die Koffer wirklich gepackt waren und der Lohndiener mit seinem zeisiggrünen Handwägelchen vor dem Garteneingang stand, um sie zur Bahn zu bringen.
(Weiß, Der Augenzeuge)

Rot

Blutrot

Ich liebe dich, wie die untergehende Sonne das Roggenfeld an Sommerabenden mit den letzten, blutroten Strahlen liebt (…).
(Przybyszewski, Totenmesse)

Brandrot

(…) auf dem Fensterbrett blühten in grüngesprenkelten Töpfen altmodische Blumen, blauer Agapanthus, blaue Pyramidenglocken, feinblättrige Myrten, brandrote Verbenen und schmetterlingsbunte Geranien.
(Jacobsen, Niels Lyhne)

Feuerrot

(…) die riesigen Sprünge eines riesigen feuerroten Rosses (…).
(Poe, Metzengerstein)

Flammenrot

Und die flammenrot angestrahlte Menge drängte an die Schießscharten und starrte auf die bittere Trostlosigkeit der vom Himmel bedrohten Erde.
(Villiers de l’Isle-Adam, Die Ungeduld der Menge)

Fleischrot

„(…) eine fleischrot und lila blühende Azaleenwand, die die Lichtung nach Osten hin begrenzt…“

(Vesper, Die Reise)

Hennarot

Mit ihnen ein bunter Trupp; der wuchs an hennaroten Zehen als tiefe Farbeninsel vom Ufer verkehrt ins goldene Wasser hinab.
(Sir Galahad, Die Kegelschnitte Gottes)

Karmesinrot

Dann natürlich die Apparate, in denen höllengleich der aufgeblähte, karmesinrote Strahl flimmerte.
(Bulgakow, Das Verhängnis)

Korallenrot

Dann hebt sie die Kaffeetasse hoch. Das Korallenrot ihrer untadelig lackierten Fingernägel leuchtet über dem Porzellan (…).
(Pluhar, Marisa: Rückblenden auf eine Freundschaft)

Krebsrot

Wie gerne hätte ich so gedöst wie die krebsroten, halbnackten Picknickenden in ihren blau-weißen Badeanzügen.
(Colette, Meine Lehrjahre)

Ochsenblutrot

Der Himmel taumelte in brennenden Farben. Olivgrün und zartblau und violett und schwarz und weiß und rosa und über allen Farben ochsenblutigrot.
(Rehn, Nichts in Sicht)

Rostrot

(…) ein Eichkätzchen fuhr wie ein rostroter spiraliger Blitz um eine Kiefer herab und las ein Fäustchen vorjähriger Bucheckern auf (…).
(Schmidt, Die Fremden)

Rubinrot

Jeden Nachmittag setzt ein heißer trockener Wind ein, der bis Sonnenuntergang anhält. Das Tal ist ideal für den Anbau von Citrusfrüchten. Hellrote und rubinrote Pampelmusen, wie sie hier wachsen, findet man nirgendwo sonst. (…) Eine Zeitlang kann man recht ansehnliche Gewinne erwirtschaften, vor allem mit hellroten und rubinroten Früchten (»Ruby Reds«).
(Burroughs, Junkie)

Scharlachrot

Ich habe seither Sommer erlebt, deren Farbe, wenn ich die Augen schließe, das Ockergelb der rissigen Erde zwischen den Getreidehalmen und den gewaltigen Dolden des wilden Pastinaks ist, und andere Sommer, die abwechselnd hellgrau und blau waren wie das Meer. Keiner aber ruft mir wie jene meiner Kindheit die scharlachrote Geranie und den flammenden Blütenschaft des Fingerhuts ins Gedächtnis.
(Colette, Sido)

Weinrot

(…) rechtwinkliges Fachwerk, mit stumpf-weinrot übermalten Ziegeln ausgefüllt.
(Schmidt, Das steinerne Herz)
(…) kleine schmale Streifen einer losgelösten Wolke, die dann der Sonnenglanz mit weinroter Glut sättigte.
(Jacobsen, Niels Lyhne)

Ziegelrot

In der unbewegten Luft loderten die Flammen hoch auf, ziegelrot und violett im starken Sonnenlicht.
(Conrad, Almayers Wahn)

Zinnoberrot

Zwischen den auf Lichtungen angehäuften Trümmern brechen riesige, ungeheuerliche, hoch aufgeschossene Blumen hervor, azurgeriefelt, feuerfarben getönt, zinnoberrot geädert, verderbliche Kelche, darin die Sonnengeister brennen gleich den strahlenden Bälgen einer Myriade ausgestorbener Pfauen.
(Villiers de l’Isle-Adam, Dunkle Erinnerungen)

Schwarz

Eisenschwarz

Unterdessen verlängerten sich die Schatten auf dem Strand; ihre Schwärze vertiefte sich. Der eisenschwarze Schuh wurde zu einem Tümpel tiefen Blaus.
(Woolf, Die Wellen)

Kaffeeschwarz

Kaffeschwarze Gräben luden zum Sprung, daß ihre Hand in meiner schepperte (…).
(Schmidt, Seelandschaft mit Pocahontas)

Kohlenschwarz

(…) in der atmosphärenlosen Unendlichkeit hängen reglos entsetzliche Sterne wie kalte Globen aus Messing, und die Sonne, kohlenschwarz, verreckt aufgefressen von ihrem eigenen Feuer.
(Przybyszewski, Androgyne)

Lavaschwarz

Der alte Krater hat die Form einer Mulde von fast einer Meile Breite mit scharfen lavaschwarzen und schwefelgelben Rändern.
(Malaparte, Die Haut)

Nachtschwarz

Etwas wie der Flügel eines Nachtvogels berührte die Bäume, die Pferde, die Hunde, die außerhalb des Dorfes umherstreiften und sofort eine dunkle Farbe annahmen, sich nachtschwarz färbten.
(Malaparte, Die Haut)
Dieser gewaltige nachtschwarze Schlund war zweifellos von dem großen Fluß gegraben worden, der von den namenlosen und schrecklichen westlichen Bergen herabfloss (…).
(Lovecraft, Berge des Wahnsinns)

Rauchschwarz

aus was für rauchschwarzen Wintern
zög ich denn das schweigsame Licht
um ihren Katafalk?
(H.P. Keller, Und)

Stahlschwarz

Der Oberleib ist goldgrün; der Schwanz an der Spitze weiß; hieraus wird er von einem stahlschwarzen, dann von einem purpurbraunen quer durchzogen, und an seiner Wurzel ist er stahlblauschwarz.
(Buffon, Naturgeschichte der Vögel)

Tintenschwarz

(…) dann sah ich wie leichte Flöße auf das Meer gelegte Koralleninseln, links auf dem grenzenlosen, erschreckend tintenschwarzen Himmel gelbliche Kometen und kolossale Reptilskelette…
(Papini, Ein erledigter Mensch)
Das hielt vor, solange ich über dem Wasser blieb, in den tintenschwarzen Strudel hinunterblickte und alle Dinge auf den Kopf gestellt sah.
(Miller, Die Brooklynbrücke)
Die Sträucher wirkten tintenschwarz, der Boden stumpfgrau, der Himmel farblos und trostlos.
(Wells, Die Zeitmaschine)

Tuschschwarz

Doch die Augen des Kindes waren nicht wässerig himmelblau, sondern schwer und tuschschwarz.
(Jahnn, Fluss ohne Ufer)

Violett

Stahlviolett

Die durch Sublimation entstehenden Krystalle sind die geeignetsten zum Messen; Lampadius stellte sie aus einer Jodlösung in Äther, Marignac aus Jodwasserstoffsäure dar. (…) Aufpolirt: Körperfarbe tieforange, Oberflächenfarbe polarisirt senkrecht auf die Einfallsebene, senkrechte Incidenz stahlblau, schiefe Incidenz stahlviolett.
(Weiss: Revision der vorhandenen Beobachtungen an krystallisierten Körpern I: Die Grundstoffe)

Weiß

Alabasterweiß

Das Becken war sehr tief, das Wasser jedoch so durchsichtig, dass der Boden, der mit kleinen, runden, alabasterweißen Kieselsteinen über und über bedeckt lag, deutlich zu sehen war (…).
(Poe, Das Gut zu Arnheim)

Diamantweiß

Es hatte nicht aufgehört zu schneien – jedenfalls nicht völlig – , aber die helle Februarsonne war durch die Wolken gebrochen und verlieh der zwölf Zentimeter dicken, frischen Schneedecke und den Schneeflocken, die noch durch die Luft tanzten, eine gleißend diamantweiße Farbe.
(King, Das Spiel)

Elfenbeinweiß

Die Häuser möchte ich alle aus schönem Stein, wohl bemessen, mit Altanen im unbehinderten Himmelslicht. Manche grau verputzt, andere in jenem Elfenbeinweiß, das von Regen und Staub leuchtend und lebendig wird.
(Malaparte, Die Stadt wie ich)

Kalkweiß

Ich sah die Sterne; winzige lodernde Gesichter, kalkweiß und hellblau (…)“.
(Schmidt, Leviathan)

Marmorweiß

Ich bemerkte niemals, dass sie in mein Arbeitszimmer getreten war, wenn ich nicht die Musik ihrer sanften, tiefen Stimme vernahm oder ihre marmorweiße Hand auf meiner Schulter fühlte.
(Poe, Ligeia)

Perlenweiß

(…) und ihre perlweißen Zähne schimmerten recht scharmant zwischen den roten Lippen hindurch, so daß ich sie wohl hätte darauf küssen mögen.
(von Eichendorff, Aus dem Leben eines Taugenichts)

Rahmweiß

Du fragst mich, ob Bienen und Hummeln träumen?
Sicher träumen sie, wenn sie in jener rahmweißen Schwertel schlummern, kindlich von süßer, schaumiger Bienenmilch.
(Kolmar, Garten im Sommer)

Salzweiß

Dann wieder vergingen Tage und Tage, ohne dass das Meer mich besuchen kam. Bis es eines Tages an meine Tür klopfte, sanft, mit den Knöcheln seiner salzweißen Finger (…).
(Malaparte, Das verwundete Meer)
Der Mann, der ertrunken ist. Ein Segler, kreuzend in der kahlen Bucht, wartend darauf, daß plötzlich ein gedunsenes Bündel auftaucht, der Sonne ein qualliges Gesicht zukehrt, salzweiß. Hier bin ich.
Joyce, Ulysses)

Schwanenweiß

(…) dort üppige, schwanenweiße Damen aus längst vergangenen Tagen, Frauen, die sich, wie zu den Klängen einer Melodie, in den seltsamen Windungen eines phantastischen Tanzes drehten.
(E. A. Poe, Metzengerstein)

Steinweiß

Etwas auf Sizilien drüben, das wegen seiner violetten, vom Wasser widergespiegelten Färbung wie ein großer Bougainvilleastrauch über der Grenzlinie der beiden Meere zu hängen schien, glänzte für den Bruchteil einer Sekunde mitten aus den Nebelschwaden auf, dann erlosch es und ihm folgte, ganz kurz nur, ein steinweißer Glanz (…)
(D’Arrigo, Horcynus Orca)

Zuckerweiß

(…) und als die Sonne schon erheblich an Kraft gewonnen, sahen sie auf einer Anhöhe, zu deren Fuß sich das Flüßchen Top schlängelte, das zuckerweiße Landgut mit den Säulen im Grünen liegen.
(Bulgakow, Das Verhängnis)

© Jennifer Markwirth 2024, https://flora-obscura.de/
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